Hufschuhe
Zunächst stellt sich ja einmal die Frage: Was genau sind Hufschuhe und wann setzt man sie ein?
Unter normalen Umständen, muss man den Huf eines Pferdes nicht schützen. Die Evolution hätte nicht über 7 Millionen Jahre etwas erhalten, was für das Lebewesen einen Nachteil darstellt. Die Lebensumstände unserer Pferde sind aber heute leider alles andere als „normal“. So kann es sein, dass wir uns im ein oder anderen Fall eben doch Gedanken machen müssen zum Thema Hufschutz. Gleichzeitig können bzw. sollten wir uns aber auch immer Gedanken darüber machen, was sich an den Lebensumständen deines Pferdes verändern und verbessern lässt, so dass bestehende Hufprobleme nach einer gewissen Umstellungszeit gar nicht mehr vorhanden sind. Dabei stehe ich dir natürlich gerne beratend zur Seite.
Wenn es also die Umstände erfordern, dann sind Hufschuhe eine gute Möglichkeit.
Nicht jedes Pferd startet mit den gleichen Voraussetzungen in die Barhufumstellung. Die meisten Pferde verbringen nahezu ihre gesamte Zeit auf weichen Böden, wie Wiesen, Reitplätzen, in der Halle oder der Box. In solchen Fällen sind die Hufe schlicht und ergreifend nicht „trainiert“ für Schotter und Asphalt. Oder aber die Schäden durch jahrelangen Eisenbeschlag sind schon so groß, dass zunächst einmal ein gesunder, leistungsfähiger Huf nachwachsen muss…. Das wichtigste Ziel ist in jedem Fall die Freude am Laufen! Denn nur durch Bewegung können Hufe heilen bzw. gesunde Hufe erhalten werden!
Generell sollte man einmal hinterfragen, ob es wirklich richtig ist, einem Pferd mit einem für 24 Stunden pro Tag, 7 Tage die Woche angebrachten Hufschutz dauerhaft Schaden zuzufügen, nur weil es einmal täglich für ca. eine Stunde bewegt werden soll.
Zu den vielen Vorteilen von Hufschuhen gegenüber permanentem Hufbeschlag gehört, dass man sie dann verwendet wenn sie nötig sind, aber in der gesamten übrigen Zeit bleiben alle Vorteile des Barhuflaufens und alle Reize für die Hufe erhalten!
Wenn von Nachteilen von Hufschuhen die Rede ist, dann kommt das meist daher, dass die Schuhe nicht richtig passen. Es ist nämlich nicht ganz einfach, einen Hufschuh korrekt anzupassen. Wenn man sich ausschließlich auf die mit dem Zollstock gemessenen Werte verlässt und dementsprechend ein Paar Schuhe im Internet bestellt, kann es unter Umständen tatsächlich vorkommen, dass man diese verliert, oder dass sie sich am Huf drehen. Das darf und wird bei einem korrekt angepassten Hufschuh nicht der Fall sein. Um die korrekte Größe zu ermitteln, arbeite ich mit einem sogenannten „Fit-Kit“. Außerdem habe ich mehrere Hufschuhmodelle in allen Größen zur Anprobe mit dabei. Nichtsdestotrotz: Sollte ein von mir angepasstes Paar Hufschuhe sich als nicht passend herausstellen, dann nehme ich die Schuhe selbstverständlich auch gebraucht wieder zurück und tausche sie gegen ein passendes Paar um!
Ein weiterer Vorbehalt gegen den Einsatz von Hufschuhen – verglichen mit dem Barhuflaufen – ist die Tatsache, dass der Hufmechanismus dadurch eingeschränkt wird. Ok, je nach Modell muss man diesem Argument zustimmen. Dennoch ist es immer noch besser, den Hufmechanismus für vielleicht eine Stunde täglich einzuschränken (weil das Pferd barhuf vielleicht fühlig läuft, oder Schmerzen hat), als dass dadurch die so wichtige Bewegung auf der Strecke bleibt! Ohne Bewegung kein Hufmechanismus und damit nicht genügend Durchblutung und gerade dadurch wird das Nachwachsen gesunden Hufhorns und der Abtransport von Schlackstoffen angeregt! Hinzu kommt, dass Pferde mit Hufrehen die Schuhe anfangs sogar rund um die Uhr tragen können, so dass sie sich wieder freiwillig bewegen.
Wenn wir diesen Vorbehalten gegen Hufschuhe einmal die bekannten Nachteile von permanentem Eisenbeschlag gegenüberstellen, dürfte die Entscheidung eigentlich noch leichter fallen:
- Eisenbeschlag setzt die Stoßdämpfung des Hufs außer Kraft
- die Vibration überträgt sich auf den gesamten Bewegungsapparat (einen guten Vergleich könnt ihr unter Videos sehen)
- Eisen schränken das Hufwachstum ein, Hufe wachsen eingeengt nach (-> Zwanghufe) und die Hornqualität ist meist schlecht
- der Tastsinn wird stark beeinträchtigt, was zu häufigem Stolpern führt
- Pferde mit Eisenbeschlag rutschen stark – werden um dem entgegenzuwirken Stollen oder Vidiastifte eingesetzt, verändert sich die Hufstellung sehr zu Ungunsten des gesamten Bewegungsapparates! (Etwa als würden wir permanent High Heels tragen!)
- die Thermoisolation des Körpers wird beeinträchtigt, wenn sich z. B. bei sehr kalten Temperaturen ständig ein kaltes Hufeisen unter dem Huf befindet. Von der Gefahr, die durch aufstollenden Schnee droht, einmal ganz abgesehen!
- Eisen können verloren gehen
- und ein letzter wichtiger Punkt: Das Verletzungsrisiko auch bzw. besonders in der Herde ist mit Eisenbeschlag deutlich größer!
Wenn also Hufschuhe richtig angepasst sind, dann bieten sie Vorteile, die weit über die von permanentem Hufbeschlag hinausgehen, und zwar ohne die damit verbundenen Nachteile in Kauf zu nehmen.
Das Anpassen von Hufschuhen ist für meine Kunden selbstverständlich kostenlos. Dazu gehört nicht zuletzt auch eine Anleitung, wie man die Schuhe korrekt an- und auch wieder auszieht. Mit ein wenig Übung ist das überhaupt nicht schwierig. Je nach Zustand der Hufe kann es sinnvoll sein, zusätzlich Einlagen oder Strahlkeile in den Schuh einzupassen, um zum Beispiel Einfluss auf die Verknorpelung eines bislang verkümmerten Strahlkissens zu nehmen.
Was man zusätzlich für ein Paar Hufschuhe rechnen muss, hängt von der Wahl des Modells ab. Die Kosten bewegen sich aber zwischen ca. 140 und 220 Euro. Das ist, in Anbetracht der Tatsache, dass ein Paar Hufschuhe bei täglichem Gebrauch locker ein ganzes Jahr hält, wirklich preiswert. Hinzu kommt, dass für gewöhnlich ein Paar für die Vorderhufe ausreicht, da diese den Hauptanteil des Gewichts aufnehmen, während die Hinterhand für den Schub zuständig ist.
Fassen wir also zusammen:
Hufschuhe sind eine gute Alternative zu permanentem Hufbeschlag. Sie kommen zum Einsatz
- in der Umstellungsphase von Beschlag auf Barhuf
- bei Pferden, deren Hufe in außerordentlich schlechtem Zustand sind und die Zeit zur Heilung benötigen
- bei ungewohnt großem Abrieb (z. B. auf einem Wanderritt)
- oder im Distanzsport
- wenn Pferde auch nach der Umstellungsphase auf harten oder geschotterten Böden noch fühlig laufen. Dann sorgen Hufschuhe für schmerzfreies Laufen auf Untergründen, die die Pferde nicht gewöhnt sind, weil die Hufe dafür zuhause leider nicht trainiert werden können
- als therapeutische Maßnahmen bei Hufkrankheiten (z. B. bei Hufrehepferden) und bei unterentwickelten Strahlkissen
Ich habe also, wie gesagt, immer verschiedene Modelle mit dabei, wenn ich zu einer Hufschuhanpassung unterwegs bin. In jedem Fall wären dies:
- der Equine Fusion Jogging Shoe
- der Renegade
- der Easyboot Epic
- der Easyboot New Trail
- der Easyboot New Mac’s
- der Easyboot RX (Krankenhufschuh)
Sollte sich hierunter kein passendes Paar für dein Pferd finden, dann kann ich selbstverständlich auch andere Modelle besorgen.
Die Hufschuhanpassung läuft für gewöhnlich folgendermaßen ab: Ich schaue mir dein Pferd – und natürlich seine Hufe – zunächst einmal an. Gegebenenfalls bearbeite ich die Hufe ein wenig. Dann suchen wir ein passendes Modell und probieren dieses an. Für den Easyboot Glove geschieht dies mittels „Fit-Kit“, die übrigen Modelle werden direkt ausprobiert. Dann soll dein Pferd die Gelegenheit haben, mit dem Schuh in allen Gangarten zu laufen – frei oder geritten. Wenn wir uns für ein Modell entschieden haben, zeige ich dir abschließend noch, was es in Bezug auf’s An- und Ausziehen sowie die Pflege zu beachten gibt. Die Anpassung ist für meine Kundenpferde selbstverständlich kostenlos, für Nicht-Kundenpferde fallen dafür € 20 an.
Natürlich bin ich nicht der einzige „Hufschuh Coach“ weit und breit. Wenn ich also zu weit entfernt von dir sein sollte, dann schau einfach einmal hier nach weiteren Kollegen:
Bilder auf dieser Seite:
© Daniela Jakob / f-wie-foto.com
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